Lange bevor die Menschen begannen, stimmungshebende Mantras auf Instagram miteinander zu teilen, gab es die klassische japanische Gedichtform des Haiku (俳句). Ein Haiku ist ein kurzes Gedicht ohne Reim. In der Regel geht es darin um ein Gefühl oder ein Erlebnis des Poeten. Lassen wir uns davontragen von der Schönheit der sorgfältig gewählten Wörter und hier alles über die Kunst des Haiku erfahren.

Die Geschichte der Haiku

Das Haiku als Gedichtform stammt aus dem Japan des siebzehnten Jahrhunderts. Der Vorgänger des Haiku ist das Tanka, eine japanische Form der Poesie, die viele Jahrhunderte älter ist, jedoch heute weniger bekannt. Haikus haben dank ihrer japanischen Meister wie Basho, Buson, Issa und Shiki die Zeiten überstanden. Hier finden Sie die Übersetzung des wohl meistzitierten Haiku der Welt, geschrieben vom Japaner Matsuo Basho (1644 - 1694):

Der alte Weiher:
Ein Frosch springt hinein.
Oh! Das Geräusch des Wassers.

Hendrik Doeff war der erste Niederländer, der Haikus schrieb. Doeff war ein Verwalter auf der niederländischen Handelsinsel Dejima in der Nähe von Nagasaki. 1819 wurden zwei seiner Haikus auf Japanisch veröffentlicht. Eine wirklich große Ehre.

So schreibt man ein Haiku

Fühlen Sie sich inspiriert und möchten sich selbst in der Haiku-Dichtung versuchen? Es ist eine kreative Möglichkeit, die Zeit zu verbringen, die auch noch Spaß macht. Hier kommen einige praktische Schreibtipps für Haikus…

1. Silben
   Ein Haiku besteht oft aus drei Zeilen mit 5, 7 und wieder 5 Silben. In Japan gibt es auch andere Formen, bei denen ein Haiku oft in einer Zeile geschrieben wird. Auch die Anzahl der Silben kann variieren. Der weltbekannte Dichter Basho schrieb einmal ein Haiku, bei dem die zweite Zeile sogar 9 Silben hatte. Es gibt immer mehr westliche Haiku-Dichter, die ihre eigenen Versionen mit einer anderen Anzahl an Silben (in der Regel weniger) verfassen. Eine Faustregel ist jedoch: Mehr als 17 Silben in einem Haiku kommen so gut wie niemals vor. Da Haikus so kurz sind, muss man schnell zum Punkt kommen. Gleichzeitig jedoch muss noch genug Raum sein, um den Leser zum Nachdenken anzuregen: das ist die Macht eines perfekten Haiku.
2. Natur, Alltag und die Jahreszeiten
   

   Im klassischen japanischen Haiku geht es meistens um die Natur. Es kann aber auch um den Alltag gehen. Ein weiteres traditionelles Thema sind die japanischen Jahreszeiten. Diese werden oft durch das Benennen von Blumen, Tieren oder des Wetters einbezogen, die für diese konkrete Jahreszeit charakteristisch sind. Hier kommt ein bekanntes Haiku, das die perfekte Mischung aus den genannten Themen liefert:

Blätter fliegen
vor dem Haus über das Feld,
die Katze ist begeistert.

3. Japanisches Neujahr
   Ein Bezug auf das japanische Neujahr, das auch als Anfang des Frühlings bekannt ist, ist ebenfalls beliebt. Besonders der erste Morgen des neuen Jahres, wenn alles blüht, ist eine Quelle der Inspiration. Auch wir sind vom japanischen Neujahr inspiriert und feiern es mit The Ritual of Sakura. Die zarten Blüten des „Sakura“ (japanische Kirsche) werden von japanischen Dichtern oft als „Frühlingsschnee“ bezeichnet. In Japan sind sie ein uraltes Symbol für die Wiedergeburt der Natur und für Reinheit. Der zarte Duft der Kirschblüte steht dafür, dass das Leben und die Schönheit nur von kurzer Dauer sind, daher sollten sie in vollen Zügen genossen werden. Entdecken Sie unsere Produkte aus der Kollektion The Ritual of Sakura und erleben Sie jeden Tag als Neubeginn.

Moderne Haikus

Der Hauptunterschied zwischen klassischen und modernen Haikus ist das Thema. Während es bei klassischen japanischen Haiku immer einen Bezug zur Jahreszeit, Natur oder zum japanischen Neujahr geben muss, kann es in einem modernen Haiku um jedes beliebige Thema gehen. Was halten Sie von einem Haiku über Karneval oder Ihren letzten Zahnarztbesuch?

Möchten Sie die Haiku-Dichtung zunächst ein wenig erkunden, bevor Sie selbst zu Stift und Papier greifen? Hier sind die inspirierendsten Haiku-Instagram-Konten:

@the.daily.haiku
@haiku
@dutch_haiku_edgw

Haben Sie ein paar Ideen? Dann bringen Sie sie aufs Papier. Viel Spaß!